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2004/02/13 (09:34) from 80.139.163.211' of 80.139.163.211' Article Number : 107
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Das Experiment, das die Welt verändern wird




Das Experiment, das die Welt verändern wird

Eine Ersatzleber züchten, frische Knorpel heranziehen - all das erscheint jetzt machbar. Südkoreanischen Forschern ist der Durchbruch beim therapeutischen Klonen gelungen. Menschliche Embryos könnten nun zum universellen Ersatzteillager werden - eine ethisch umstrittene Revolution.



AP/ Seoul National University
Quelle für Stammzellen: Die Mikroskop-Aufnahme zeigt acht an der University Seoul geklonte Embryos
Die Meldung war so sensationell, dass die südkoreanische Zeitung "Joongang Ang Ilbo" sie schneller in die Welt hinausposaunte, als es den beteiligten Forschern lieb war. Eigentlich wollten Professor Hwang Woo Suk und der Chefredakteur des Wissenschaftsmagazins "Science" die Nachricht über das geglückte Klon-Experiment nämlich erst heute Abend in einer Pressekonferenz verkünden. Doch der Zeitungsartikel aus Fernost kam ihnen zuvor.
Der Durchbruch beim therapeutischen Klonen dürfte Medizingeschichte schreiben. Erstmals ist es gelungen, aus geklonten menschlichen Embryos Stammzellen zu gewinnen. Aus diesen Zellen züchtete das Forscherteam um Hwang Woo Suk Vorläuferzellen für verschiedene Gewebe. Bislang hatten es Wissenschaftler nicht geschafft, menschliches Gewebe aus körpereigenen Zellen gentechnisch herzustellen. Nur bei Schafen, Rindern und Mäusen war Derartiges geglückt.

Erstmals Blastozysten-Stadium erreicht

Die Wissenschaftler von der Seoul National University entnahmen 16 Frauen aus Südkorea insgesamt 242 Eizellen. Jede Frau spendete außerdem einige Zellen ihrer Eierstöcke. Wie beim therapeutischen Klonen von Tieren entkernten die Forscher die Eizellen und pflanzten ihnen die Kerne der Eierstock-Zellen ein.



W.S. Hwang
Therapeutisches Klonen: Universelles Ersatzteillager aus dem Labor
Mit Hilfe von Chemikalien wurde dann die Zellteilung beschleunigt, so dass die Wissenschaftler 30 Blastozysten erhielten - fünf Tage alte Embryos, die aus 100 bis 200 Zellen bestehen. Bis zum Blatozysten-Stadium hatten es geklonte menschliche Embryos bisher noch nie geschafft.
Den Blastozysten entnahmen die koreanischen Mediziner dann Stammzellen, die denselben genetischen Code aufweisen wie die Spenderin. Die Zellen begannen in Reagenzgläsern und nach der Übertragung auf Mäuse mit der Bildung von Muskel- und Knochengewebe, berichteten die Forscher. Sie entdeckten auch Nervenzellen. Woo sagte, jetzt wolle das Team untersuchen, wie die Zellen angeregt werden könnten, spezielle Gewebearten zu bilden.

Beim therapeutischen Klonen geht es im Unterschied zum reproduktiven Klonen nicht darum, genetisch identische Embryos großzuziehen, sondern einzig und allein um die Entnahme von Stammzellen. Weil die Embryos dabei abgetötet werden, ist das Verfahren ethisch umstritten und in vielen Ländern verboten - unter anderem in Deutschland, aber auch in Großbritannien und den USA.

"Unsere Methode öffnet eine Tür, um diese besonders entwickelten Zellen in der Transplantationsmedizin zu nutzen", sagte Gentechniker Suk Hwang. Die so gewonnenen Stammzellen hoffen Wissenschaftler schon bald als universelles Ersatzteillager für den Menschen nutzen zu können. Die Zellen sollen so programmiert werden, dass sie verschiedene Gewebearten wie Herzmuskeln oder Nerven bilden.

Neue Nahrung für Ethik-Debatte



W.S. Hwang
Stammzellen bei der Teilung: Gewebe für Knorpel und Herzmuskeln
Dieses aus dem Erbgut eines Patienten gezüchtete Gewebe hat den Vorteil, dass es nicht vom Immunsystem abgestoßen wird. Therapeutisches Klonen könnte Krankheiten wie Alzheimer, Diabetes oder Parkinson heilen und auch neues Gewebe liefern, zum Beispiel um zerstörte Herzmuskelzellen zu ersetzen.
Der Stammzellenforscher Rudolf Jaenisch vom Whitehead Institute in Massachusetts erklärte, die Arbeit in Südkorea erbringe den lange erwarteten Beweis, dass therapeutisches Klonen auch beim Menschen möglich sei. Trotzdem gehe es derzeit noch nicht um eine praktische Anwendung. Es sei noch jahrelange Forschungsarbeit notwendig, bevor an eine Übertragung der Stammzellen auf den Menschen gedacht werden könne.

Der Forschungserfolg in Südkorea könnte die internationale Debatte über ein Verbot des Klonens menschlicher Embryos wieder anheizen. Die Vereinten Nationen haben kürzlich eine Entscheidung darüber verschoben. Die USA fordern ein totales Verbot, während Großbritannien das Klonen für medizinische Experimente ausdrücklich zulassen will.

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