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2004/06/20 (03:12) from 217.95.19.28' of 217.95.19.28' Article Number : 129
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Professor in Not - Song Du Yul
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Professor in Not
Der Soziologe und deutsche Staatsbürger Song Du Yul leidet unter den harten Bedingungen im südkoreanischen Gefängnis

Politische Gefangene müssen in Südkorea mit äußerst harten Haftbedingungen rechnen. Das gilt auch für deutsche Staatsbürger, wie der Umgang der südkoreanischen Justiz mit dem Soziologieprofessor Song Du Yul aus Münster beweist. Der 59-jährige Gelehrte, der von amnesty international als ¸¸gewaltloser politischer Gefangener" anerkannt worden ist und für den sich Außenminister Joschka Fischer schon mehrmals bei der Regierung in Seoul eingesetzt hat, wird dort wie ein Schwerverbrecher behandelt.


Song, der sich nach dem Erlebnis der deutschen Wiedervereinigung für die Annäherung zwischen Nord- und Südkorea eingesetzt hat, werden seine Kontakte zu Nordkorea zur Last gelegt. Die sind nach dem Nationalen Sicherheitsgesetz in Südkorea strafbar. Er wurde zu sieben Jahren Haft verurteilt.


Song Du Yul ist seit acht Monaten in einer drei Quadratmeter großen Zelle eingesperrt, in der nach Angaben von seinen Freunden und Verwandten, die ihn besuchen durften, rund um die Uhr grelles Neonlicht brennt. Weil die Zelle im ersten Stock des Gefängnisses von Seoul direkt unter einem Flachdach liegt, werde sie tagsüber von der Sonne auf Saunatemperaturen aufgeheizt. ¸¸Die Hitze und die Mücken machen Professor Song sehr zu schaffen", sagt Taichiro Kajimura, ein Freund der Familie, der Song kürzlich besuchen konnte. Besonders leide Song darunter, weder einen Stuhl, noch einen Tisch zu haben. Der Professor, der bei Jürgen Habermas promoviert hat, würde gerne schreiben. Doch die Zelle ist bis auf eine dünne Schlafdecke unmöbliert. Tagsüber müsse Song die Decke aufrollen und dürfe nur auf dem blanken Boden sitzen, direkt neben einem Loch, das als Toilette dient. ¸¸Mein Vater ist nach 37 Jahren in Deutschland nicht mehr daran gewöhnt, wie die Koreaner im Schneidersitz zu sitzen. Er hat inzwischen so starke Rückenschmerzen, dass er nur noch im Stehen lesen kann", sagt sein Sohn Dschun Song.


Derzeit läuft die Berufungsverhandlung. ¸¸Ich fühle mich hier an die mittelalterliche Inquisition erinnert", sagt der deutsche Rechtsanwalt Eberhard Schultz, der im Auftrag der Berliner Rechtsanwaltkammer als Prozessbeobachter nach Seoul gereist ist. Die Atmosphäre im Gerichtssaal sei zwar relativ zivilisiert, so Schultz, aber dem Inhalt nach handele es sich ¸¸eindeutig um einen politischen Prozess". Immer wieder werde aus den wissenschaftlichen Schriften Songs zitiert, um ihn als Sympathisanten der Kommunisten im Norden darzustellen, so Schultz. ¸¸Das verstößt eindeutig gegen die Wissenschafts- und Meinungsfreiheit", sagt der deutsche Rechtsanwalt. Mit dem Urteil in der Berufungsverhandlung wird Mitte Juli gerechnet. Henrik Bork


Quelle: Süddeutsche Zeitung
Nr.139, Samstag, den 19. Juni 2004 , Seite 7

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