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2005/04/13 (05:10) from 129.206.196.43' of 129.206.196.43' Article Number : 192
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Japanisches Schwein komm



 
 "Japanisches Schwein komm' raus"
Antijapanische Ausschreitungen in großen Teilen Chinas - Proteste gegen Umgang mit unbewältigter Kriegsschuld
von Johnny Erling

 
Chinesen demonstrieren in Peking und rufen zum Boykott japanischer waren auf
Foto: AP   
Peking - Antijapanische Massenproteste haben nach Peking auf weitere chinesische Städte übergegriffen, nachdem die Behörden am Samstag erstmals eine ungenehmigte Großdemonstration in der Hauptstadt toleriert hatten. Am Sonntag umstellten 3000 Demonstranten das japanische Konsulat in Südchinas Provinzhauptstadt Kanton und zogen danach zu einer Supermarktkette weiter. Aus der Sonderwirtschaftzone Shenzhen meldeten japanische Journalisten der Nachrichtenagentur Jiji einen Massenauflauf von Menschen, die zum Boykott japanischer Waren aufriefen. Sie belagerten Filialen der japanischen Supermarktkette "Jusco" und warfen mehrere Scheiben ein.


Neue Proteste wurden auch aus Chengdu gemeldet, wo es schon vergangene Woche zu ersten Fällen von Vandalismus gegen einen japanischen Handelskonzern kam. Zu Übergriffen auf zwei japanische Studenten, die leicht verletzt wurden, kam es in der Nacht auf Sonntag in einem Restaurant in Shanghai, berichtete das dortige japanische Konsulat. Auch in Ostchinas Provinz Shandong soll es Kundgebungen gegen Japans unbewältigte Kriegschuld und seine erneuten Großmachtansprüche gegeben haben.


Die sich ausweitenden Aktionen bringen die angespannten politischen Beziehungen zwischen Peking und Tokio auf einen neuen Tiefstand. Die japanische Regierung hat Peking mit einem offiziellen Protest zum Schutz ihrer Staatsbürger und ihres Eigentums aufgefordert und Chinas Botschafter Wang Yi einbestellt. Japans Außenminister Nobutaka Machimura nannte die Übergriffe ein "ernstes Problem" und verlangte eine Entschuldigung und Entschädigung. Ein Sprecher des Pekinger Außenministeriums rief am Sonntag die Demonstranten zur Mäßigung und "rationalem Verhalten" auf. Sprecher Qin Gang äußerte zugleich Verständnis für die Proteste: "Ein Teil der Massen ist mit der fehlerhaften Einstellung und Haltung Japans gegenüber seiner Aggression und Kriegsschuld unzufrieden."


Die Herausgabe neuer japanischer Schulbücher hatte die Protestwelle in China ausgelöst. Diese verharmlosen Tokios Kriegsverbrechen in den von Japans Armee im zweiten Weltkrieg überfallenen Ländern wie China und Südkorea. Patriotische Webseiten hatten daraufhin zum Protest gegen die "japanischen Teufel, die ihre Kriegschuld verleugnen" vor Pekings größtem Elektronik-Supermarkt Hailong aufgerufen. Nach einem Sit-in vor dem auf japanische Produkte spezialisierten Kaufhaus zogen rund 10 000 Teilnehmer mit Fahnen und Bannern durch die Straßen des Pekinger Universitätsviertels Haidian. "Wer heute japanische Waren kauft, investiert in Panzer, die morgen wieder nach China eindringen werden." Sie trugen Plakate mit durchgestrichenen Fotos von Japans Premier Junichiro Koizumi mit sich. Parolen forderten Tokio zur Rückgabe der von China beanspruchten Dioyu-Inseln (Senkaku) auf und verlangten immer wieder: "Kein Sitz für Tokio im UN-Sicherheitsrat." Ein großes Polizeiaufgebot lenkte den Verkehr um. Sie hinderten aber rund 3000 Demonstranten nicht, vor die japanische Botschaft zu ziehen. Sie warfen Steine und Flaschen auf das Gelände und pöbelten: "Japanisches Schwein komm' raus." 500 Polizisten mußten die Residenz schützen. Fensterscheiben gingen in der Folge zu Bruch. Fassaden von zwei japanischen Restaurants wurden ebenfalls demoliert.


Die Demonstranten skandierten immer wieder den Schlachtruf: "Boykotiert japanische Waren". Polemische Flugblätter listen rund 100 japanische Firmen, Handelsketten und ihre Produkte von Akai bis Toyota als Ziel der "Boykott-Kampagne" auf. Universitäten, wie die Qinghua (Tsinghua), fordern auf ihren Webseiten alle Chinesen auf, vom 1. Mai an für einen Monat lang keine japanischen Produkte zu kaufen. Dies gelte auch für Gemeinschaftsfirmen. Mehr als eine Millionen Chinesen arbeiten für chinesisch-japanische Unternehmen in China. Einige Geschäfte chinesischer Handelsketten nahmen am Wochenende bereits Produkte wie Asahi Bier oder Sanyo-Elektronik aus ihren Regalen.


Artikel erschienen am Mo, 11. April 2005
 
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