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Japan soll „sich seiner Geschichte stellen“




15/2005  


Japan soll „sich seiner Geschichte stellen“

Nach dem Streit um die Verharmlosung von Kriegsverbrechen hat sich China gegen einen ständigen Sitz Japans im Sicherheitsrat der Vereinten Nationen ausgesprochen


Chinas Ministerpräsident Wen Jiabao hat am Dienstag Japan aufgefordert, „sich seiner Geschichte voll und ganz zu stellen“. Er distanzierte sich demonstrativ von Japans Anstrengungen, ständiges Mitglied des UN-Sicherheitsrats zu werden. „Nur ein Land, dass die Geschichte respektiert, Verantwortung für seine Vergangenheit übernimmt und das Vertrauen der Menschen in Asien und der Welt gewinnt, kann international größere Verantwortung übernehmen“, sagte Wen Jiabao am Dienstag bei einem Besuch in Neu Delhi. Es war die erste Reaktion eines Mitglieds der chinesischen Führung auf die antijapanischen Protesten in China.

Am Wochenende hatte eine Welle antijapanischer Proteste mehrere chinesische Städte erfasst. Die Demonstrationen – vorwiegend Studenten – begannen am Samstag in Peking. Botschaftsgebäude wurden mit Steinen, Flaschen und Getränkedosen attackiert. Am Sonntag griffen die Proteste über auf mehrere Städte wie Kanton und Shenzhen in Südchina sowie Suzhou in Ostchina. In Shanghai wurden zwei japanische Studenten verprügelt. Die Demonstrationen führten zu einer neuen Belastung der Beziehungen zwischen China und Japan.

Anlass für die Proteste ist eine Entscheidung der Regierung in Tokio, ein Schulbuch zuzulassen, das die japanischen Gräueltaten in der Zeit vor 1945 verharmlost. Unter anderem soll das Schulbuch das von den Japanern verübte Massaker von Nanking in 1937 (Nanjing) mit bis zu 300.000 Toten beschönigen. Empört wurde ebenso darauf verwiesen, dass in einem kurzen Satz von „vielen Opfern unter chinesischen Soldaten und Zivilisten“ die Rede ist. Ferner werde das Schicksal der nach Schätzungen 200.000 Frauen in asiatischen Ländern, vor allem Südkorea, die für Japans Soldaten zur Prostitution gezwungen worden waren, heruntergespielt, hieß es.

Die Regierungsentscheidung fiel ausgerechnet am Totengedenktag, an dem Chinesen die Gräber säubern und der vielen Millionen Kriegsopfer gedenken. Japan hat sich in den Augen vieler Chinesen bis heute nicht angemessen für seine Invasion und Gräueltaten entschuldigt.

Hinter dem Streit um die Vergangenheitsbewältigung stehen handfeste machtpolitische Spannungen. Die aufstrebende Großmacht China, selbst ständiges Mitglied im UN-Sicherheitsrat, will verhindern, dass Japan in dieses wichtige Gremium aufrückt und nützt dazu die in der Region vorhandenen Vorbehalte gegen den einstigen Aggressor. Die Regierung in Tokio wiederum sieht die chinesischen Rüstungsanstrengungen kritisch. In den im vergangenen Dezember verabschiedeten Verteidigungsrichtlinien wurde China erstmals als Bedrohung aufgeführt.

Auch in Südkorea hatten die Schulbücher scharfe Kritik ausgelöst. Zuvor war es zu Protestaktionen vor der japanischen Botschaft in Seoul gegen Japans neu formulierte Ansprüche auf die Felseninsel Dokdo gekommen. Zusammen mit den „lebhaften Diskussionen über Wiederbewaffnung“ und den Besuchen von Japans Regierungschef Junichiro Koizumi im Yasakuni-Schrein, wo auch Kriegsverbrecher geehrt werden, sah Südkoreas Präsident Roh Moo Hyun ein Verhalten, durch das „alle Reflektion und Entschuldigungen null und nichtig, die Japan bisher gemacht hat“.

In Südkorea sitzt der Groll wegen Japans harscher Kolonialherrschaft (1910-45) noch immer tief. In den Augen der Südkoreaner hat sich Japan für seine Kriegsverbrechen niemals ehrlich entschuldigt und Wiedergutmachung geleistet. Die Japaner versuchten während der Herrschaft auf der Halbinsel, die Identität der Koreaner auszulöschen und sie als Arbeitskräfte auszubeuten. Koreanisch war als Amts- und Unterrichtssprache verboten.



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