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2005/05/20 (07:22) from 129.206.196.164' of 129.206.196.164' Article Number : 196
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Forscher klonen erstmals Stammzellen für Schwerkra
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DURCHBRUCH IN DER GENTECHNIK

Forscher klonen erstmals Stammzellen für Schwerkranke

Zum ersten Mal ist es Forschern gelungen, Stammzellen unheilbar Kranker zu klonen. Der spektakuläre Durchbruch löste unter Gentechnikern weltweit Erstaunen aus. Er könnte nicht nur revolutionäre Therapien ermöglichen, sondern auch die Ethik-Debatte entschärfen.



M. Ramalho-Santos / J. Brown / Science
Namensgeber: Der Begriff "Stammzelle" wurde 1895 vom deutschen Zoologen Valentin Hacker eingeführt. Das Bild zeigt Hackers Originalzeichnung ("st" für Stammzelle)
Washington/Seoul - Er wird in Südkorea "König des Klonens" genannt, von Wissenschaftlern weltweit bewundert, von Gentechnik-Gegnern als Wegbereiter einer düsteren Zukunft beschimpft: der südkoreanische Forscher Hwang Woo Suk, der mit seinem Team im Februar 2004 erstmals menschliche Embryos geklont hat, um aus ihnen Stammzellen für therapeutische Zwecke zu gewinnen.

Embryonale Stammzellen gelten vielen Experten als heiliger Gral der Medizin: Die Verwandlungskünstler können sich in jede Art Körperzelle verwandeln, weshalb von ihnen wahre Wunderdinge erwartet werden - von der Rückenmarks-Reparatur über die Linderung von Herzfehlern bis hin zur Alzheimer-Therapie.

Hwangs jüngster Durchbruch könnte einen entscheidenden Schritt in die schöne neue Welt der Medizin darstellen: Erstmals hat der Südkoreaner mit seinen Kollegen embryonale Stammzellen auf Basis unbefruchteter menschlicher Eizellen und der Körperzellen Schwerkranker geklont. Das Ergebnis waren auf die Patienten zugeschnittene Stammzellen, schreiben Hwang und seine Kollegen in der aktuellen Ausgabe des Fachblatts "Science". Im Laborversuch hätten die geklonten Zellen keinerlei Abstoßungsreaktion unter den Körperzellen der Patienten ausgelöst.

Keine Abstoßungsreaktion

Als das Team um Hwang vor einem Jahr erstmals einen menschlichen Embryo klonte, war der Prozess äußerst schwierig: Insgesamt wurden 242 Eizellen verbraucht, bevor ein einziger Embryo entstand. Das Verfahren provoziert nicht nur ethische Bedenken, da es die Zerstörung befruchteter und damit potentiell lebensfähiger menschlicher Embryos beinhaltet. Beim medizinischen Einsatz der auf diese Art gewonnenen Stammzellen besteht auch die Gefahr, dass sie vom Körper des Empfängers abgestoßen werden.

Das wäre bei den jetzt produzierten Zellen nicht mehr der Fall, da die Stammzellen genetisch exakt dem Erbgut des Patienten entsprechen. Allerdings haben die Kopien auch einen Nachteil, wie Hwang einräumt: Sie besitzen die gleichen Defekte, an denen auch ihre Spender leiden. Ein realer therapeutischer Einsatz liegt deshalb nach Hwangs Schätzung noch mindestens zehn Jahre in der Zukunft.



AP
Genforscher Hwang (Archivbild): "In unserem Verfahren findet keine Befruchtung statt"
Dennoch werten andere Forscher die Arbeit der Südkoreaner als Durchbruch. "Wir applaudieren Professor Hwang und seinen Kollegen zu diesem umwerfenden wissenschaftlichen Fortschritt", schrieb die American Society for Reproductive Medicine in einer Stellungnahme.

Der Entwicklungsbiologe George Daley von der Harvard University nannte das Ergebnis der Koreaner "spektakulär". Sein Kollege Gerald Schatten von der Pittsburgh University gab zu, "mit einem solchen Durchbruch frühestens in Jahrzehnten gerechnet" zu haben. Der deutsch-amerikanische Biomediziner Rudolf Jaenisch vom Massachusetts Institute of Technology (MIT) sagte, dass alle, die das Klonen embryonaler Stammzellen bisher als ineffizient abgetan haben, ihre Meinung nun korrigieren müssten.

Der Neurologe Fred Gage vom Salk Institute in San Diego (USA) wies darauf hin, dass zum Beispiel die Behandlung von Alzheimer-Patienten mit dem Klonen von deren Stammzellen erheblich erleichtert werden könnte. Man würde dann Auskunft über die Entwicklung der Krankheit im Frühstadium erhalten und könnte die geklonten Zellen gezielt zur Heilung einsetzen.

Ethisches Problem gelöst?

Das von Hwang eingesetzte Verfahren könnte auch die Debatte um die ethischen Fragen des therapeutischen Klonens entschärfen. Denn im Gegensatz zur bisherigen Klon-Methode entstehen bei dem neuen Verfahren keine lebensfähigen Embryos.

Die Südkoreaner entkernten 185 Eizellen junger Spenderinnen und verschmolzen sie mit je einer Hautzelle von elf Patienten, die zwischen 2 und 56 Jahren alt waren und unter einer von drei bisher unheilbaren Krankheiten litten: einer Querschnittslähmung, dem ererbten Diabetes Typ 1 oder dem Immundefekt Hypogammaglobulinämie. Nach dem Einsetzen des Hautzellen-Erbmaterials in die entkernten Eizellen entstanden Embryos im frühen Stadium, sogenannte Blastozysten. Aus ihnen gewannen die Forscher je eine Stammzelllinie für ihre Patienten.



AP/ Seoul National University
Erste geklonte Embryos: Ethisch umstrittener Durchbruch
"Ich denke nicht, dass dieses Konstrukt ein Embryo ist", betonte Hwang. "In unserem Verfahren findet keine Befruchtung statt. Wir benutzen die Technologie des Zellkerntransfers. Ich würde deshalb nicht von einem Embryo, sondern von einem Zellkerntransfer-Konstrukt sprechen."

David Magnus und Mildred Cho vom Zentrum für biomedizinische Ethik an der Stanford University pflichten ihrem Kollegen bei. "Es gibt keinen Grund zu glauben, dass eines dieser Dinger jemals ein menschliches Wesen werden könnte", sagte Magnus, der gemeinsam mit Cho in "Science" einen Kommentar zu Hwangs Arbeit veröffentlicht hat. "Der Transfer von Körperzellkernen ist ein ethisch besserer Weg zur Herstellung von Stammzellen als die Benutzung überschüssiger Embryos aus der künstlichen Befruchtung."

Hwang und seine Kollegen werden nicht müde zu betonen, dass ihre Methode nie zum Klonen kompletter Menschen dienen darf. "Das reproduktive Klonen muss gesetzlich verboten werden", sagte Hwang. Nachdem eine internationale Anti-Klon-Konvention in New York gescheitert war, forderte der Wissenschaftler, das Klonen von Babys durch Gesetze in den einzelnen Staaten zu unterbinden.

"Menschenleben nicht für abstrakte Idee opfern"

Dennoch bestehen die Wissenschaftler darauf, das Potential embryonaler Stammzellen zu nutzen. "Wir sollten nicht das kostbare Leben von Menschen für eine abstrakte und dogmatische Idee opfern", entgegnet Hwang religiösen Konservativen, die in der Befruchtung einer menschlichen Eizelle den Beginn des Lebens sehen und seine Arbeit deshalb ablehnen.

Mit Überraschung wurde in Fachkreisen auch wahrgenommen, dass Hwang und sein Kollege Shin Yong Moon ihre Erfolgsrate beim Klonen menschlicher Embryos innerhalb von Jahresfrist um ein Vielfaches verbessert haben. Mit durchschnittlich jeder 17. Eizelle gelang ihnen ein Treffer. Im Jahr zuvor hatten sie noch mehr als 200 Eizellen für einen Klon-Embryo verbraucht. Aus den Embryos gingen im Labor sogar Vorläufer von Nerven, Muskeln, Bindegewebe und Knorpeln hervor.

Ihren Fortschritt bei den neuen Experimenten führen Hwang und Moon darauf zurück, dass sie jetzt frische Eizellen von freiwilligen Spenderinnen meist unter 30 Jahren benutzen und nicht ältere, die von Fruchtbarkeitsbehandlungen übrig geblieben waren und teils Jahre auf Eis lagen.

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