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Europa hat seinen ersten Embryo-Klon
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stammzellforschung

Europa hat seinen ersten Embryo-Klon

Britische Forscher haben erstmals menschliche Embryonen geklont. Südkoreaner bauen schon maßgeschneiderte Stammzellen für Schwerkranke. Die Bundesregierung will ihre Biopolitik aber nicht ändern

 

  
 
Ein drei Tage altes geklontes Embryo aus dem "Centre for Life" (Newcastle) der Wissenschaftlergruppe um Miodrag Stojkovic und Alison Murdoch
EPA/RBM ONLINE dpa  
Britische Forscher haben erstmals in Europa menschliche Embryonen geklont. Die Mediziner von der Universität Newcastle füllten nach eigenen Angaben vom Freitag entkernte Eizellen von elf Frauen mit dem Erbmaterial anderer Zellen. Sie nutzten dazu das Prinzip, das 1996 zum Klon-Schaf Dolly führte. Drei der menschlichen Klone überlebten im Labor für drei Tage, ein weiterer für fünf Tage. Die britischen Behörden hatten die Versuche schon im vergangenen Jahr genehmigt. Der aus Serbien stammende Mediziner Miodrag Stojkovic sagte, in anderen Ländern Europas wäre er ins Gefängnis gekommen. Auch in Deutschland ist das umstrittene Verfahren verboten.

Südkoreanische Forscher sind dagegen bereits einige Schritte weiter gekommen als die Briten. Im vergangenen Jahr hatten sie weltweit erstmals einen menschlichen Embryo geklont und aus diesem embryonale Stammzellen entnommen. Am Donnerstag war bekannt geworden, dass sie aus geklonten Embryonen sogar Stammzellen nach Maß für schwer kranke Patienten gewonnen hatten. Diese Stammzellen besitzen dasselbe Erbgut wie die Erkrankten und werden von deren Körper nicht abgestoßen, sollten sie einmal eingesetzt werden. Ein Jahr nach ihrem bahnbrechenden Erfolg beim Klonen menschlicher Embryonen nahmen die Südkoreaner damit eine weitere Hürde zum therapeutischen Klonen.

Aber so weit ist es noch nicht. Wenigstens zehn Jahre dürften nach vorsichtiger Schätzung des Forschungsleiters Woo Suk Hwang, Professors für Tiermedizin von der Seouler Nationaluniversität, noch vergehen, bis therapeutisches Klonen dem ersten Patienten zu Gute kommen könnte. Alle Teilnehmer seines jüngsten Experiments hatten sich freiwillig und kostenlos zur Verfügung gestellt, ohne Aussicht auf eine eigene Heilung.

Wie den Südkoreanern geht es auch den Briten um das so genannte therapeutische Klonen. Ziel ist es, aus den geklonten Embryonen Stammzellen zu gewinnen. Stammzellen haben den Vorteil, dass sie sich in alle möglichen Arten von Zellen ausbilden können. Die Forscher hoffen, dass sie so einmal Gewebe herstellen können, das kranke Zellen ersetzt. Das würde vielleicht eine Behandlung von Alzheimer, Parkinson oder Diabetes ermöglichen. Allerdings betonten die Mediziner in Newcastle wie auch in Seoul, das alles sei ferne Zukunftsmusik. Man stehe erst ganz am Anfang.

Kritiker wie die katholische Kirche werfen den Forschern »Kannibalismus« vor. In jedem Embryo - und sei er noch so klein - sei schon ein einzigartiger Mensch mit zahllosen Persönlichkeitsmerkmalen angelegt, sagen die Gegner des therapeutischen Klonens. Es sei unethisch, diese Embryonen nur zu erzeugen, um sie im Interesse anderer Menschen zu benutzen und dann zu vernichten.

Befürworter der Technik halten dagegen, dass die Embryonen nur aus ein paar hundert Zellen bestünden und deshalb noch nicht als Menschen betrachtet werden könnten. Der Stammzellexperte Gerald Schatten von der Universität Pittsburgh fragte: »Sind Wissenschaftler nicht gerade moralisch verpflichtet, diesen Forschungszweig in verantwortlicher Weise weiterzuverfolgen, wenn doch die Aussicht besteht, dadurch einmal furchtbare Krankheiten heilen und Verletzungen behandeln zu können, die so viel menschliches Leid verursachen?«

Stojkovic sagte: »Wir tun dies nicht, um Menschen zu klonen.« Das Klonen von Embryonen zur Schaffung eines Babys steht auch in Großbritannien unter Strafe. Das Klonen zu Forschungszwecken war dagegen 2001 vom Parlament erlaubt worden. Die Regierung verspricht sich davon langfristig auch die Ansiedlung vieler Biotechunternehmen.

Ein Bericht, nach dem Kanzler Schröder einen Kurswechsel der Koalition in der Frage des therapeutischen Klonens anstrebe, wurde von der Bundesregierung indessen zurückgewiesen. Die Bundesregierung strebt auch angesichts zunehmender Forschungserfolge im Ausland derzeit keine Lockerung des Embryonenschutzes in Deutschland an. In zwei Jahren sollen die gesetzlichen Regelungen aber überprüft werden, sagte Regierungssprecher Béla Anda am Freitag in Berlin. Ausdrücklich wies Anda einen Pressebericht zurück, Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) wolle Koalition und Öffentlichkeit für einen biopolitischen Kurswechsel gewinnen. »Deutschland ist bereit, sich in diesem sensiblen Bereich zu bewegen«, bekräftigte Anda am Freitag in Berlin. Eine grundsätzliche Öffnung der Stammzellforschung sei aber nicht geplant. Forschungsministerin Edelgard Bulmahn (SDP) betonte: »Wenn die Wissenschaft sich in Zukunft so weiterentwickeln sollte, dass therapeutische Anwendungen in der Medizin möglich sind, dann muss auch im Bundestag die Debatte über gesetzliche Regelungen neu geführt werden.« Schröder wird nach Angaben Andas bei der Verleihung einer Ehrendoktorwürde an der Universität Göttingen am 14. Juni seine Position zur Stammzellenforschung darstellen. Die Frankfurter Allgemeine Zeitung hatte berichtet, Schröder wolle dabei für therapeutisches Klonen und unbeschränkte Zellforschung werben.



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