DW AltaVista Translation


2005/06/15 (17:04) from 129.206.196.59' of 129.206.196.59' Article Number : 228
Delete Modify sueddeutsche Access : 1194 , Lines : 58
Stammzelltherapie schon 2006





Stammzelltherapie schon 2006

Geron will Patienten mit
Rückenmarkschäden behandeln

Die amerikanische Firma prescht vor: Geron will bestimmte Patienten mit Stammzellen behandeln. Bei Tierversuchen war das Verfahren bereits erfolgreich.

  
 
 


Viele querschnittsgelähmte Menschen hoffen auf die Stammzellentherapie.
Foto: dpa
 
 
Bevor James Langevin, Kongressabgeordneter aus Rhode Island, im vergangenen Monat dafür stimmte, die amerikanischen Gesetze zur Stammzellforschung zu lockern, sagte der Demokrat: „Ich glaube, ich werde eines Tages wieder laufen können.“

Langevin ist seit 25 Jahren querschnittsgelähmt. Seine Hoffnung gründet sich auf die Resultate der Forschung an embryonalen Stammzellen.

Während die meisten Wissenschaftler schätzen, es dürfte noch fünf bis zehn Jahre dauern, bis die ersten klinischen Versuche mit Stammzellen beginnen, prescht das Unternehmen Geron vor.

Eine Behandlung mit Stammzellen sei womöglich sicher und bei bestimmten Patienten wirksam, behaupten die Forscher aus Menlo Park in Kalifornien und stützen sich auf Tierstudien.

Geron hofft, bereits im Sommer 2006 Patienten mit Rückenmarksverletzungen behandeln zu können. Das Unternehmen diskutiert mit der zuständigen Food and Drug Administration (FDA) die notwendigen Sicherheitsmaßnahmen. /p>

Keine Standards
Die Schwierigkeiten sind die gleichen wie bei allen Formen der Zelltherapie: Es gibt kaum Standards, die Reinheit und Wirksamkeit der übertragenen Zellen zu bestimmen.

Die meisten Stammzellexperten sehen Gerons Pläne skeptisch. Denn ein verfrühter klinischer Einsatz könnte dem bereits jetzt kontrovers diskutierten Forschungsgebiet schaden.

Und eine Zustimmung der FDA ist keineswegs sicher. Geron aber hat Grund zur Eile. Die Firma hatte bereits die Wissenschaftler unterstützt, die 1998 die ersten embryonalen Stammzellen isolieren konnten.

Heute hält das Unternehmen mehrere Patente und Lizenzen, die es ihm erlauben und es ermutigen, weitere Produkte aus den Stammzellen zu entwickeln. Was auch immer passiert: Alle Forscher sind sich einig, dass die ehrgeizigen Pläne Gerons ein Testlauf dafür sind, mit welchen Hürden bei der Zulassung einer Stammzelltherapie zu rechnen ist.

Die Skeptiker geben auch zu, dass Geron eine plausible Zielgruppe für die erste Studie gewählt hat. Denn Rückenmarksverletzungen lassen sich wahrscheinlich leichter behandeln als komplexe Erkrankungen wie Diabetes oder Parkinson.

"Das ist mehr als Hoffnung"
Die Methode basiert auf den Arbeiten von Hans Keirstead von der University of California in Irvine. Er hat kürzlich an Ratten zeigen können, dass die Tiere nach einer Rückenmarksverletzung beweglicher wurden, nachdem sie menschliche embryonale Stammzellen gespritzt bekamen.

„Ich bin sehr enthusiastisch“, sagt Keirstead. „Das ist mehr als Hoffnung – für mich stellt sich die Frage, wann die Anwendung beginnt.“

Keirstead und seine Mitarbeiter haben eine Methode entwickelt, die embryonale Stammzellen dazu stimuliert, sich in Vorläuferzellen von so genannten Oligodendrozyten zu differenzieren. Diese Zellen stellen die Myelinscheiden der Nervenfasern her. Ohne diesen Schutzmantel können Nerven kaum Impulse weiterleiten; bei Rückenmarksverletzungen sind sie oft zerstört. Die Vorläuferzellen sollen sich, so die Hoffnung, in die Myelinproduzenten verwandeln.

Vergangenen Monat hat Keirstead im Journal of Neuroscience zeigen können, dass Ratten mit Rückenmarksverletzungen sich besser erholen, wenn sie die Vorläuferzellen gespritzt bekommen. Die Zellen ersetzen laut Keirstead zwar keine zerstörten Neuronen, aber sie beschleunigen womöglich den Heilungsverlauf. Bei Ratten mit frischen Verletzungen sind diese Ergebnisse viel versprechend. Liegt die Läsion länger – beispielsweise zehn Monate – zurück, zeigt sich keine Wirkung. Deshalb will Geron in der Phase-I-Studie auch nur an ein paar frisch verletzten Patienten untersuchen, ob das Verfahren sicher ist. „Öffentlichkeit wie Wissenschaftler müssen verstehen, dass es um die ersten Versuche geht“, sagt Keirstead. „Niemand erwartet jetzt eine Heilung.“ Gretchen Vogel


Dieser Text beruht auf einem längeren Beitrag, der heute im internationalen Wissenschaftsmagazin Science erscheint, das von der AAAS herausgegeben wird. Weitere Informationen: www.scienceonline.org, www.aaas.org. Deutsche Bearbeitung: Werner Bartens

(SZ vom 10.6.2005)



Backward Forward Post Reply List
http://theology.co.kr