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2005/08/04 (17:48) from 129.206.196.52' of 129.206.196.52' Article Number : 241
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Snuppy, der doppelte Afghane
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Klonen
Snuppy, der doppelte Afghane
Von Joachim Müller-Jung


03. August 2005 Wieder eine Demütigung für das Wissenschaftswunderland Amerika: In Südkorea, einmal mehr, ist gelungen, was Klonforscher in kalifornischen Unternehmen und texanischen Universitäten jenseits des Atlantiks seit Jahren vergeblich versuchen. Das Klonen eines Hundes durch Zellkerntransfer.


Und ein weiteres Mal war es der koreanische Veterinär Woo Suk Hwang (siehe auch: Der Tabubrecher: Hwang Woo-suk), der in Washington mit seinen bahnbrechenden Experimenten zum therapeutischen Klonen von Menschen nicht nur besser bekannt ist als jeder amerikanische Klonforscher. Er war es auch, der ein Hundert-Millionen-Dollar-Angebot aus Amerika ausgeschlagen hat, um seine Forschungen an der Nationaluniversität von Seoul fortzusetzen.

Keine Routineangelegenheit


"Snuppy", der süße Klonsprößling
Nun also haben Hwang und seine Kollegen vorgemacht, wie Rassehunde zu klonieren sind. „Snuppy”, wie der süße Klonsprößling eines Afghanenrüden nach seinem Geburtsort (Seoul National University Puppy) heißt, wurde mit 530 Gramm Geburtsgewicht von einer Labrador-Retriever-Amme ausgetragen. Der Welpe scheint kerngesund zu sein und sieht schon nach wenigen Monaten seinem genetischen Ebenbild so verblüffend ähnlich, daß die kommerziellen Rassehundezüchter weltweit gewiß aufhorchen werden.

Wer allerdings die Veröffentlichung der Koreaner in der heutigen Ausgabe der Zeitschrift „Nature” (Bd.436, S.641) genau liest, erkennt leicht, daß das Klonen von Hunden auch nach diesem ersten Erfolg alles andere als eine Routineangelegenheit ist. Was bei Rindern, Schafen, Mäusen, Ziegen und Schweinen schon regelmäßig gelingt, bei Katzen und Pferden (siehe auch: Erstmals Rennpferd geklont) aber bereits mit einer gewaltigen und unkalkulierbaren Fehlerquote verbunden ist, das scheint bei dem domestizierten Wolfnachfahren ein veritables Roulette: Von nicht weniger als 1095 Eizellen, in die jeweils ein Zellkern aus dem Ohr des dreijährigen Afghanenrüden übertragen worden war, resultierte lediglich ein einziger überlebender Nachkomme. Ein zweites Tier, das ebenfalls nach sechzig Tagen geboren worden war, ging 22 Tage später mit schweren Atembeschwerden und Lungendefekten ein.

Keine große Bilanz


Geklonte Idylle: Der 67 Tage alte Snuppy mit Papa (l.) und Mama (r.)
Es ist eine der miserabelsten Erfolgsquoten, die seit Einführung des Kerntransplantationsverfahrens mit dem Klonschaf „Dolly” vor knapp neun Jahren erzielt worden sind. Sie liegt mit 1,6 Prozent auch dann am unteren Ende, wenn man einrechnet, daß jedem Ammentier jeweils auf einmal fünf bis zwölf klonierte Embryonen eingesetzt wurden - insgesamt also 123 Weibchen als „Leihmutter” verwendet wurden. Zwei Sprößlinge - und einer davon wegen körperlicher Schäden zum Tode verurteilt - die möglicherweise auf die unvollständige Reprogrammierung und damit auf Klonartefakte zurückzuführen sind - das ist keine große Bilanz.

Aber immerhin: Wer den Klonpionier aus Seoul kennt, weiß, daß dies für die koreanische Gruppe nur mehr Anreiz ist, schnell ein effizienteres Verfahren zu entwickeln. Vielleicht haben sie es sogar schon gefunden. Nach den ersten Klonexperimenten mit menschlichen Zellen hatten Hwang und sein Team die Erfolgsrate in wenigen Monaten verzehnfacht.

Hwang nicht zufrieden


So klein und schon ein Medienstar
Wo der methodische Durchbruch beim Hundeklonen liegt, ist in der Veröffentlichung schwer zu erkennen. Interessant ist, daß man anders als bei anderen Säugetieren mit der Entnahme der klonfähigen Eier bei den Ammentieren etwa zwei bis drei Tage nach der Ovulation wartete. Dann befinden sie sich in einem Teilungsstadium, der Metaphase II, die sich am ehesten für die Kernentnahme und die nachfolgende Übertragung des fremden Zellkerns eignet.

Daß man die so hergestellten Embryonen dann möglichst rasch, nämlich nach nur wenigen Stunden, in die Eileiter oder die Gebärmutter gesetzt hat, ist freilich eine alte Erfahrung aus künstlichen Befruchtungen von Hunden. Wichtig scheint, daß die Embryonen ihrem Entwicklungsstand entsprechend in den Uterus eingesetzt werden.


Ein amerikanischer Forscher (r.) begutachtet den geklonten Welpen
Alles in allem kleine Fortschritte, die den selbstkritischen Hwang nicht zufriedenstellen: „Die Effizienz ist viel zu niedrig.” Doch das Ziel, der Erste zu sein, hat der südkoreanische Nationalheld wieder einmal erreicht.


Text: F.A.Z., 04.08.2005, Nr. 179 / Seite 32
Bildmaterial: AP, dpa





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