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2005/11/25 (19:39) from 129.206.196.145' of 129.206.196.145' Article Number : 272
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Klonpionier Hwang: Über Eier gestolpert





Ethik
Klonpionier Hwang: Über Eier gestolpert
Von Joachim Müller-Jung


24. November 2005 Schon nach seinem ersten großen Auftritt als Klonpionier, es war der 13. Februar vergangenen Jahres in Seattle, hatte Hwang Woo-suk keinen Hehl daraus gemacht, daß die Beschaffung von Eizellen eine „große Hürde” für seine Forschungen darstellen würde. Aus diesem Grund habe er zuvor, im Jahr 2003, menschliche Zellkerne in die Eizellen von Kühen übertragen und die Resultate anschließend publiziert.


Moralische Zweifel über die experimentelle Erzeugung von Kuh-Mensch-Schimären seien ihm nicht gekommen, weil diese über ein wenigzelliges Stadium nicht hinaus kultiviert worden seien - und er als Veterinär zudem keinen Zugang zu menschlichen Eizellen gehabt habe. Das änderte sich dann aber ganz schnell. Genauso abrupt, wie sein märchenhafter Aufstieg jetzt endete.

Von „allen öffentlichen Ämtern” zurückgetreten

Der steile Weg vom ärmlichen Bauernsohn, der auszog, sich seinen Traum als „Kuhexperte” an der Nationaluniversität in Seoul zu erfüllen und es bis zum Nationalhelden schaffte, endete gestern vor einer Meute von Journalisten mit einem Lügengeständnis. Hwang trat von „allen öffentlichen Ämtern” zurück, was in diesem Fall heißt: Der Zweiundfünfzigjährige gibt die Leitung der weltweit ambitioniertesten Stammzellbank ab, die erst vor wenigen Wochen auf seine Initiative hin in Seoul eingerichtet worden war.

Veranlaßt dazu hatten ihn aber nicht die Schimärenexperimente aus seiner veterinärmedizinischen Zeit, sondern die Hintergründe jener Klonversuche, die ihm vor anderthalb Jahren internationalen Ruhm eingebracht haben. Zum erstenmal war es gelungen, menschliche Zellen nach dem „Dolly”-Verfahren zu klonen und in der Petrischale so weit zu kultivieren, daß aus den Blastozysten mit ihren hundert bis zweihundert Zellen embryonale Stammzellen gewonnen werden konnten. Jene wunderbar wandelbaren Zellen also, an die vielerorts die Hoffnungen auf Heilung schwerster Krankheiten - Parkinson oder Multiple Sklerose etwa - geknüpft werden.

Zweifel, Zerwürfnis, Geständnis

Hwang und sein älterer Kompagnon Moon Shin-yong der als Fortpflanzungsmediziner einst das erste Retortenbaby Südkoreas auf den Weg brachte, hatten für ihr Klonexperiment 272 Eizellen verbraucht. Gewonnen wurden diese von sechzehn Frauen, die sich einer „Science”-Publikation sowie der persönlichen Erklärungen Hwangs und Moons zufolge freiwillig und unentgeltlich zur Eizellspende bereit erklärten. Ein Journalist der Zeitschrift „Nature” hatte schon wenig später offenbar Grund zu zweifeln. Jedenfalls verdichteten sich in den Folgemonaten die Hinweise, die schließlich in einem Zerwürfnis und einem Geständnis gipfelten.

Zuerst sprach der amerikanischen Klonforscher Gerald Schatten Hwang sein Mißtrauen aus. Und Anfang dieser Woche räumte ein wissenschaftlicher Mitarbeiter unter Tränen ein, ohne Wissen Hwangs für zwanzig der gespendeten Eizellen jeweils bis zu 1500 Dollar bezahlt zu haben. Gestern nun übernahm Hwang die Verantwortung. Er gestand zudem, schon früh darüber erfahren zu haben, daß zwei seiner Mitarbeiterinnen aus dem Labor freiwillig selbst Eizellen spendeten. Um deren „Privatsphäre zu schützen”, habe er es verheimlicht.

Weder gegen das südkoreanische Recht noch gegen moralische Standards jener Zeit habe Hwang verstoßen. Das zu betonen beeilte sich gestern die Regierung. Aber weil sich die ethischen Standards auch in seinem Land verschoben haben - zumindest die Bezahlung der Eizellspenderinnen ist nach dem neuen Bioethikgesetz verboten -, hat der Getriebene die Konsequenzen gezogen.


Text: FAZ.NET mit Material von Reuters
Bildmaterial: dpa

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