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2005/12/08 (05:39) from 129.206.196.71' of 129.206.196.71' Article Number : 278
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Eizelldrama

Eizelldrama

Der koreanische König der Kloner hat zugegeben, an Eizellen von Mitarbeiterinnen geforscht zu haben. Er zieht nun Konsequenzen - aber welche Folgen hat der Skandal für die Stammzellforschung?

Es ging damals kein Blatt Papier zwischen die beiden Südkoreaner, als sie im Februar 2004, während des jährlichen Wissenschaftsmeetings der AAAS, aufs Podium traten um ihre Sensation zu verkünden. Damals noch in dürftigem Englisch trugen die zwei Klonforscher artig und unisono vor, ja, sie hätten die ersten embryonalen Stammzellen von einem menschlichen Klon gewonnen. Und: Nein, die dafür notwendigen 242 Eizellen hätten sie nicht von ihren Mitarbeiterinnen bekommen, sondern auf absolut freiwilliger Basis von vielen großzügigen Spenderinnen, die man im Internet darum gebeten hätte. Es gab angeblich einen informed consent, kein Geld, die Namen der Frauen gedachte Hwang Woo-Suk "in den Gedenktafeln der südkoreanischen Biotechnologie" zu verewigen - wenn das nichts ist! Nur glauben wollte den beiden schon damals niemand, dass auf der Eiersuche nicht auch die ein oder andere Laborangestellte ein fruchtbares Opfer gebracht hatte.

Keine zwei Jahre später ist der Schwindel nun vollends aufgeflogen. Eigene Recherchen des Magazins Nature und auch der Rückzug des engsten Kollaborateurs und Kollegen, des amerikanischen Reproduktionsmediziners Gerald Schatten, hatten zuletzt massive Zweifel an Hwangs Ehrlichkeit in Sachen Eizellen aufkommen lassen. Nachdem in dieser Woche noch die Aussage eines ehemaligen Teamkollegen hinzukam, gestand der Klonexperte sein ethisches Fehlverhalten heute ein. Zwei seiner Mitarbeiterinnen haben Eizellen für den wissenschaftlichen Durchbruch gespendet, obwohl es in der internationalen Forschung als ethisch verwerflich gilt, Abhängige für solche Zwecke heranzuziehen. Hwang entschuldigte sich am Donnerstag öffentlich und will sich fortan in sein Universitätslabor verkriechen. Neu zu besetzen sind damit gleich zwei Posten: Der eines südkoreanischen Nationalhelden. Und die Position des Vorsitzenden der "Welt-Stammzellen-Drehscheibe", eines Konsortiums für den Fortschritt in der internationalen Stammzellforschung. Hwang hat das Amt am Tag seiner Offenbarung schweren Herzens geräumt.

Wie geht es nun weiter ohne den Superkloner? Viele renommierte Wissenschaftler, darunter der geistige Vater vom Klonschaf Dolly, Ian Wilmut, oder der renommierte deutsche Stammzellforscher Hans Schöler hatten gemeinsam mit Hwang - und Gerald Schatten - zukunftsweisende Projekte geplant. Klar ist, dass diese Zusammenarbeit bis auf weiteres eingefroren wird, denn Schöler und Wilmut fühlen sich den internationalen ethischen Regeln verpflichtet. Aber: Motivierte und qualifizierte Stammzellforscher gibt es weltweit viele. Das konnte man in diesem Sommer auf dem internationalen Meeting der ISSCR, der International Society for Stem Cell Research, erleben. Hwang selbst war nicht anwesend, und es fiel gar nicht auf. Unter den mehr als 2100 Teilnehmern herrschte eine Aufbruchstimmung, die ihre Wurzeln vielleicht auch in Hwangs Arbeit hatte, aber nicht von ihm abhängen muss. Wozu bräuchte man diesen Südkoreaner?

Ein ausgezeichneter Kloner ist er, und ein ungeheuer fleissiger noch dazu. Doch nicht unwesentlich zum Erfolg des nun gestürzten hat die Politik seines Landes beigetragen. Sie steht noch jetzt hinter Hwang, verteidigt seinen Fehltritt damit, dass er die (damals herrschenden) moralischen und gesetzlichen Standards seines Landes eingehalten habe. Und das ist es, was die anderen ihm auch wollten: Ein Umfeld, in dem visionäre Projekten der Stammzellforschung keine moralischen

(c) ZEIT online, 24.11.2005

http://www.zeit.de/online/2005/48/hwang_eizellen





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