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2005/12/08 (05:47) from 129.206.196.71' of 129.206.196.71' Article Number : 279
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Putschversuch im Klonreich
Eklat

Putschversuch im Klonreich

Ein Amerikaner gegen Seoul

 

Hwang Woo Suk beteuert seine Unschuld. Da sei nichts gewesen, alles nach Vorschrift gelaufen mit den Eizellspenden für seine Klonforschung an der National University in Seoul.

Lüge, sagt dagegen Gerald Schatten, Stammzellforscher aus Pittsburgh und ein wichtiger Kooperationspartner Hwangs in den Vereinigten Staaten. Er habe Informationen erhalten, nach denen es bei der Spende von Eizellen zu Unregelmäßigkeiten gekommen sei. Am vergangenen Samstag ging Schatten mit einer Erklärung an die Öffentlichkeit: Er fühle sich von Hwang getäuscht. Ab sofort sei seine Zusammenarbeit mit dem Klonkönig von Seoul beendet. Ein Eklat, keine Frage.


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Den Hintergrund der Affäre bilden nie verstummte Gerüchte, eine Doktorandin in Hwangs Labor habe Eizellen für ein Projekt gespendet, das zur Erzeugung des ersten geklonten Embryos und geklonter embryonaler Stammzellen führte. Im vergangenen Jahr publizierte Science den Erfolg mit Brimborium. Sollte der damals unter anderem vom Fachblatt Nature erhobene Vorwurf stimmen, hätte sich Hwang eines Verstoßes gegen Richtlinien schuldig gemacht. Diese sollen verhindern, dass Untergebene sich unter Druck einer potenziell gesundheitsgefährdenden Prozedur wie der Eizellspende unterziehen. Hwang hat die Vorwürfe stets zurückgewiesen, zuletzt vor wenigen Wochen in Berlin.

Und Schatten schweigt nun wieder – auch gegenüber rätselnden Kollegen. Die Informationen seien vertraulich, sagt er. Ohnehin hält sich in der Klonszene der Spott: Von der Zusammenarbeit mit Hwang habe Schatten weit mehr profitiert als der Südkoreaner; der US-Forscher habe zu Hwangs Publikationen nicht mehr beigetragen, als die Manuskripte Korrektur zu lesen. Auch Schattens Vorgehensweise erntet Kritik. In so einem Falle greife man zum Telefon, beende die Zusammenarbeit informell. Warum also ging Schatten an die Presse?

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Eine finstere Vermutung drängt sich auf: Der Casus, ob zutreffend oder nicht, spielt gar keine Rolle. Er dient als Instrument, um Hwang auf Normalmaß zu schrumpfen und dessen spektakuläres World Stem Cell Hub (WSCH) zu torpedieren. Vor Wochen erst war das Zentrum in Seoul aus der Taufe gehoben worden, in Anwesenheit Schattens. Der Plan sieht vor, mit britischen und US-Kollegen hundert neue Linien embryonaler Stammzellen zu erzeugen – um sie der ganzen Zunft in drei Zentren (Seoul, San Francisco und London) zur Verfügung zu stellen. Da ist viel Geld in den Forschungstöpfen.

Und Hwang düpierte die Amerikaner nicht nur beim Menschenklonen, er klonte auch als Erster einen Hund, was in den USA lange versucht worden war. Mit dem WSCH wäre er zum globalen Kaiser der Klonforschung aufgestiegen. Das passt nicht allen. Dass sich jetzt aber Schatten an die Spitze der Kritiker setzt, verwundert, war doch gerade er als Vorstandsdirektor des WSCH auserkoren. Nur etwas scheint klar zu sein: Mit der Herkunft von Eizellen hat der Streit wohl nichts zu tun. Ulrich Bahnsen




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