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2005/12/16 (04:59) from 129.206.196.79' of 129.206.196.79' Article Number : 283
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Stammzell-Star Hwang soll Studie gefälscht haben
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WISSENSCHAFTSSKANDAL

Stammzell-Star Hwang soll Studie gefälscht haben

Der Stammzellforschung droht einer der größten Skandale ihrer Geschichte. Der Südkoreaner Hwang Woo Suk soll Ergebnisse seiner Experimente, die als Weltsensationen gefeiert wurden, gefälscht haben. Das sagte einer von Hwangs engsten Mitarbeitern südkoreanischen Medien.

Wissenschaftler jubelten, die Medien feierten ihn als neuen Superstar der Stammzellforschung: Dem Südkoreaner Hwang Woo Suk war es im Februar erstmals gelungen, menschliche Stammzellen aus geklonten Embryos zu gewinnen. Das zumindest hatten Hwang und seine Kollegen in einem Artikel behauptet, der im Februar 2004 im Fachblatt "Science" erschienen war. Im Mai 2005 veröffentlichten die Forscher einen weiteren Artikel über für einzelne Patienten maßgeschneiderte Stammzellen in dem renommierten Fachblatt. In seinem Heimatland galt Hwang spätestens zu diesem Zeitpunkt als Nationalheld.



AFP
Stammzell-Pionier Hwang Woo Suk: Er soll Fälschungen zugegeben haben
In den vergangenen Wochen tauchten allerdings verstärkt Zweifel sowohl an den ethischen Standards als auch an der wissenschaftlichen Seriosität von Hwangs Forschung auf. Jetzt legt einer seiner engsten Mitarbeiter nach. Und wenn es stimmt, was er behauptet, gäbe es nicht mehr nur leise Zweifel an der Redlichkeit des koreanischen Stars. Die Wissenschaft stünde vor einem ihrer größten Skandale der vergangenen Jahre.

"Professor Hwang hat Fälschungen zugegeben", sagte Roh Sung Il, Chef des Mizmedi-Krankenhauses in Seoul, dem südkoreanischen TV-Sender MBC. Roh gehörte zu Hwangs Co-Autoren des "Science"-Artikels vom 19. Mai 2005. Seine Klinik hatte Hwangs Team mit Eizellspenden versorgt.

Neun der angeblich elf Stammzelllinien, von denen in der Studie die Rede war, seien Fälschungen gewesen, sagte Roh. Hwang habe einen ehemaligen Mitarbeiter gedrängt, die Daten so zu manipulieren, dass am Ende elf unterschiedliche Stammzellkulturen herausgekommen seien. Die Echtheit der restlichen zwei Stammzelllinien sei fraglich.

Von Hwang selbst kam zunächst keine Stellungnahme zu den neuesten Vorwürfen. Bisher hatte sein Team stets bestritten, Forschungsergebnisse manipuliert zu haben. Erste Zweifel waren laut geworden, nachdem sich einige veröffentlichte Bilder, die die Echtheit der Stammzellkulturen belegen sollten, als Duplikate erwiesen. Hwang hatte dies mit einem Irrtum erklärt.

Die Tageszeitung "Hankyoreh" und drei südkoreanische TV-Sender zitierten Roh mit der Aussage, Hwang und einer der Co-Autoren wollten den "Science"-Artikel vom Mai 2005 nunmehr zurückziehen. Das Fachblatt sei darüber bereits informiert worden.

AAAS gibt sich vorsichtig

Der US-Wissenschaftsverband AAAS, der "Science" herausgibt, hält sich derzeit bedeckt. Dass Hwang und weitere Forscher beantragt hätten, den umstrittenen Artikel zurückzuziehen, wollte ein AAAS-Sprecher im Gespräch mit SPIEGEL ONLINE weder bestätigen noch dementieren. "Wir verfolgen derzeit die Presseberichte und versuchen, der Sache auf den Grund zu gehen." Derzeit bereite man eine offizielle Stellungnahme vor. Wann diese erscheint, sei aber noch offen.

Hwang sieht sich seit Ende November scharfer Kritik ausgesetzt, als bekannt wurde, dass er Eizellspenden einer Mitarbeiterin für seine Experimente benutzte. Ein solches Vorgehen gilt als nicht vereinbar mit ethischen Standards in der Stammzellforschung, weil Mitarbeiterinnen genötigt werden könnten, sich der nicht ganz risikolosen Prozedur der Eizellen-Entnahme zu unterziehen.

Wenig später wurden auch erste Zweifel am wissenschaftlichen Wahrheitsgehalt von Hwangs Arbeiten laut. Gerald Schatten, ein enger Mitarbeiter Hwangs in den USA, hatte sich bereits nach Bekanntwerden der umstrittenen Eizellspende öffentlich von seinem Partner distanziert. Diese Woche warf er Hwang in einem Brief an "Science" vor, Teile der Studie vom Mai 2005 manipuliert zu haben. Etliche Daten sähen "zu gut aus, um wahr sein zu können", schrieb Schatten. Er habe "ernsthafte Zweifel" an der Seriosität der Arbeit.

"Wir nehmen dieses Thema ernst"

"Am Wochenende habe ich Hinweise von einem an den Experimenten Beteiligten erhalten, das gewisse Teile des Berichts gefälscht sind", so Schatten. Der Wissenschaftler der University of Pittsburgh verlangte, dass sein Name aus der Autorenliste des Fachartikels gestrichen werde. Die "Science"-Redaktion lehnte das ab: Ein einzelner Autor könne seinen Namen nicht einseitig streichen lassen, und der Rückzug eines gesamten Artikels könne nur erfolgen, wenn alle Autoren zustimmten.

Unklar ist, ob Roh Sung Il zu den von Schatten genannten "gewissen Beteiligten" gehört. In einer öffentlichen Mitteilung übten die "Science"-Verantwortlichen zunächst kaum verhüllte Kritik an Schatten, weil er "keinen direkten Kontakt" mit der Durchführung der Experimente in Südkorea gehabt habe und sein Brief "unbewiesene Behauptungen" enthalte.

Zugleich aber betonte "Science"-Chefredakteur Donald Kennedy, man werde in der Angelegenheit nicht untätig bleiben. "Wir nehmen dieses Thema weiterhin ernst und verfolgen die Entwicklungen sowohl in Südkorea als auch an der University of Pittsburgh."

Die Universität von Seoul hat bereits eine Untersuchung angekündigt. Auch in der restlichen Forschergemeinde rumort es mittlerweile. In einem offenen Brief an "Science" verlangten acht prominente Experten, die Fragen über Hwangs Studien zu klären - allerdings innerhalb der Wissenschaftlergemeinde und nicht in der Presse.

Hwang, der sich derzeit zur Behandlung im Krankenhaus befindet, hatte sich zuvor schon öffentlich für ethisches Fehlverhalten entschuldigt. Er schäme sich dafür, entgegen den internationalen Regeln die Eizellen seiner Mitarbeiterinnen verwendet zu haben, erklärte Hwang. Er trat danach als Vorsitzender des von ihm gegründeten "World Stem Cell Hub" zurück, einer Stammzellenbank an der Nationalen Universität von Seoul.

Markus Becker

http://www.spiegel.de/wissenschaft/mensch/0,1518,390651,00.html


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