DW AltaVista Translation


2005/12/31 (01:23) from 129.206.196.56' of 129.206.196.56' Article Number : 300
Delete Modify Zeit Access : 3319 , Lines : 29
Treuer Klonhund
Download : hwang_snuppy_250.jpg (43 Kbytes)

hwang_snuppy_250.jpg

DIE ZEIT
 

Treuer Klonhund

Der geklonte Afghane Snuppy wird seinem Schöpfer Hwang vermutlich keine neue Blamage bescheren. Für die großen Wissenschaftsjournale bleibt die Lage aber höchst unangenehm - zu Recht, kommentiert Ulrich Bahnsen

Die erste gute Nachricht für den koreanischen Klonforscher Hwang Woo-Suk in dem seit Wochen schwelenden Fälschungsskandal kam am Mittwochnachmittag. Snuppy, der erste geklonte Hund der Welt, ist offenbar ein echter Klon. Das von Hwang selbst beauftragte Institut Humanpass Inc. meldet, genetische Tests hätten die Identität des Klons zweifelsfrei bewiesen.

Die mit der Untersuchung des »Hwang-gate« beauftragte Kommision der Seoul National University (SNU)  hat allerdings unabhängige Tests bei einem zweiten Institut in Auftrag gegeben, deren Ergebnisse noch nicht vorliegen. Hwangs Forscherteam hatte den prestigeträchtigen Erfolg am 4. August in dem britischen Wissenschaftsjournal Nature als »brief communication« auf nur einer Seite veröffentlicht. Die Authentizität des geklonten afganischen Windhundes ist in der Fachwelt allerdings massiv bezweifelt worden, nachdem sich die Erfolge des Koreaners beim Klonen menschlicher embryonaler Stammzellen inzwischen zum größten Teil als Fälschungen entpuppt haben.

»Nature wird die Untersuchung der Veröffentlichung dennoch detailliert zu Ende führen«, sagt Nature-Sprecherin Katherine Mansell in London. Im Mai dieses Jahres hatte Hwangs Forschungsteam an der SNU in Science verkündet, embryonaler Stammzellen von elf schwerkranken Patienten geklont zu haben. Mindestens neun dieser Zellkulturen existieren aber offenbar nicht. Die Echtheit der beiden anderen Zellliniein wird noch immer bezeweifelt, ebenso wie die der allerersten geklonten menschlichen ES-Zellen, deren Herstellung Hwang bereits 2004 in Science publiziert hatte. Hwang selbst hat die Fälschungen zwar eingestanden, aber stets auch beteuert, dass seine Arbeitsgruppe über die beschriebenen Klon-Technologien verfüge.

Dies entspricht womöglich der Wahrheit. Anonymen Informanten an der SNU zufolge hat man fünf neue menschliche ES-Zellkulturen in Hwangs Labor sichergestellt, die tatsächlich geklont sind. Das haben Gentests gezeigt. Die Zellen befinden sich aber in einem sehr frühen Kulturstadium und sind erst nach der fraglichen Science-Veröffentlichung vom Mai 2005 erzeugt worden.  Wie akkurat solche Informationen wirklich sind, ist derzeit zwar schwer abzuschätzen. Doch in der Forschergemeinde keimt nun die Hoffnung, dass der Koreaner tatsäschlich in Teilen solide Arbeit geleistet und wichtige technologische Fortschritte beim therapeutischen Klonen erzielt hat.

Erst Anfang Januar will die Untersuchungskommission in Seoul ihre Ergebnisse präsentieren. Die Befunde werden auch in den Redaktionen  von Science und Nature mit einiger Nervosität erwartet. Denn auch die beiden angesehesten Wissenschaftspublikationen der Welt stehen durchaus im Regen. Die Redakteure von Science in Washington müssen sich fragen lassen, ob sich das Blatt durch eine übereifrige Veröffentlichungspolitik eine offenbar ziemlich plump gefälschte  Arbeit unterjubeln liess. Und Nature könnte, sofern Snuppy wirklich echt ist, schlicht Glück gehabt haben.

Denn auch dieses Papier wurde veröffentlicht, obwohl genetische Daten fehlten - Daten, die zum Beweis von Snuppys Klonexistenz erforderlich gewesen wären. Sie werden erst jetzt eingeholt, und scheinen korrekt zu sein. Hwang selbst wird das kaum noch helfen. Wer einmal fälscht, hat in der Wissenschaft keine zweite Chance verdient.


(c) ZEIT online, 28.12.2005

41/2005


http://www.zeit.de/online/2005/52/hwang_snuppy


Backward Forward Post Reply List
http://theology.co.kr