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2006/02/12 (16:04) from 129.206.196.31' of 129.206.196.31' Article Number : 311
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Dietrich Bonhoeffe Dem Rad in die Speichen greifen
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Dietrich Bonhoeffer
Dem Rad in die Speichen greifen
Pastor Bonhoeffer wäre am 4. Februar 100 Jahre alt geworden. Ein Porträt des berühmten Christen, der zur Ermordung Hitlers bereit gewesen wäre.


Von FOCUS-Redakteur E.-G. Schwarz

Dietrich Bonhoeffer, als evangelischer Pastor und Theologieprofessor Befürworter der gewaltsamen Beseitigung Adolf Hitlers, ist für die einen ein Heiliger, ein Märtyrer, für andere – auch in seiner Kirche – war er dagegen noch lange Zeit nach dem Krieg „nur“ ein politischer Widerstandskämpfer. Am 4. Februar wäre er 100 Jahre alt geworden. Sein nur 39 Jahre währendes Leben beschreibt eine neue Biographie (Ferdinand Schlingensiepen: „Dietrich Bonhoeffer 1906-1945“, Verlag C.H. Beck), die ihn als Widerstandskämpfer und Theologen würdigt.

Warten auf Hitlers Tod

21.März 1943, 13 Uhr, Zeughaus Unter den Linden in Berlin. Oberst Rudolf-Christoph Freiherr von Gersdorff wartet auf den „Führer“, der zur Gedenkfeier erwartet wird. In seinen Manteltaschen stecken zwei Minen. Der Oberst will sich zusammen mit Hitler in die Luft sprengen. Die Minen hatte Hans von Dohnanyi beschafft, Sonderführer im Amt Auslandsabwehr des Admiral Canaris.
Zur selben Stunde üben Dohnanyi und die Bonhoeffers in der Marienburger Allee in Wilmersdorf die Kantate „Lobet den Herrn“ ein. Aber alle sind nicht so recht bei der Sache. Sie warten auf Hitlers Tod.

„Für Bonhoeffer und Dohnanyi war dieser Sonntagvormittag der Gipfelpunkt ihres Lebens“, schreibt Ferdinand Schlingensiepen. „Sie hatten alles daran gesetzt, ‚dem Rad in die Speichen zu fallen’ und der Geschichte Deutschlands die entscheidende Wende zu geben“.

Weg in den Widerstand

Den Weg in den aktiven Widerstand gegen das NS-Regime hatte der junge Pastor und Professor, in Breslau geboren und in Berlin aufgewachsen, unmittelbar nach Hitlers Machtergreifung 1933 angetreten. Leidenschaftlich kämpfte er gegen die Ausrichtung der Evangelischen Kirchen auf das NS-System, die den Nazis wenig später gleichwohl gelang. Bonhoeffer bereitete die Bekenntnissynode von Barmen und damit die „Bekennende Kirche“ mit vor. Er gründete zusammen mit Pastor Martin Niemöller den Pfarrernotbund, dem schon bald 7000 Pfarrer beitraten, und organisierte in zahlreichen Städten Proteste gegen Hitlers Kirchenpolitik und gegen die „Deutschen Christen“ unter ihrem Reichsbischof Ludwig Müller. Die Kirche war gespalten: Hier die hitlertreuen „Deutschen Christen“, dort die „Bekenntnistreuen“ Evangelischen, eine Minderheit.

Bonhoeffers „Bekennende Kirche“

Insbesondere an der Rassenpolitik der Nationalsozialisten schieden sich die Geister. Die „Bekennende Kirche“ Bonhoeffers und Niemöllers lehnte es strikt ab, christlich-jüdische Pfarrer aus ihren Ämtern zu entfernen, wie von den Nazis gefordert und von den „Deutschen Christen“ schließlich praktiziert. Diese Mitschuld der Evangelischen Kirche an den Judenverfolgungen im Dritten Reich wird Bonhoeffer später noch oft geißeln.
Das Betheler Bekenntnis 1933, von Bonhoeffer und seinen Glaubensgenossen maßgeblich inspiriert, sagt es deutlich:

„Die Gemeinschaft der zur Kirche Gehörigen wird nicht durch das Blut und also auch nicht durch die Rasse, sondern durch den Heiligen Geist und die Taufe bestimmt. Wir verwerfen jeden Versuch, die geschichtliche Sendung irgendeines Volkes mit dem heilsgeschichtlichen Auftrag Israels zu vergleichen oder zu verwechseln. Es kann nie und nimmer Auftrag eines Volkes sein, an den Juden den Mord von Golgatha zu rächen.“


http://bildung.focus.msn.de/hps/fol/article/article.htm?id=19395

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